Dienstag, 8. November 2011

Wandel vom Lehrstellenmangel zum Lehrlingsmangel

 
Überblick
Im Berufsberatungsjahr 2010/2011 suchten insgesamt 1.437 Mädchen und 2.044 Jungen (3.481 gesamt) mit Hilfe der Agentur für Arbeit Bautzen und der Grundsicherungsträger in Ostsachsen eine Lehrstelle. Gegenüber dem Beratungsjahr 2009/2010 gab es 309 Bewerber weniger (-8,2 Prozent).
Unversorgt waren zum 30. September noch 124 Bewerber, 70 Jungen und 54 Mädchen. Das waren 160 Jugendliche bzw. 56 Prozent weniger als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Von den registrierten Bewerbern beendeten 1.646 die Schule im Vorjahr oder in früheren Jahren, das entspricht einem Anteil von 47,3 Prozent. „Dem gemeinsamen Arbeitgeberservice der Agentur für Arbeit Bautzen und dem Jobcenter Görlitz-Nord wurden im vergangenen Berufsberatungsjahr 600 betriebliche Ausbildungsstellen mehr als im Vorjahr gemeldet. Jugendliche hatten damit bessere Chancen auf eine Ausbildung in der Region und eine größere Auswahl an Ausbildungsstellen. Diese positive Entwicklung ist auch vor dem Hintergrund weiter sinkender Bewerberzahlen zu sehen. Nicht jeder Arbeitgeber konnte in diesem Jahr seine Ausbildungsstelle wie gewünscht besetzen. Deshalb freut es mich besonders, dass es uns gelungen ist, die Zahl der unbesetzten Stellen auf dem Vorjahresniveau zu halten. Wie im vergangenen Jahr gab es 2011 insgesamt 100 unbesetzte Stellen. Für unsere Arbeitsvermittler ist es jedoch vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung zunehmend schwerer, Stellenangebote mit geeigneten Jugendlichen zu besetzen“, so Shirin Khabiri-Bohr, Chefin der Agentur für Arbeit Bautzen. 
Verbleib von Bewerbern
Bis zum 30. September 2011 mündeten insgesamt 2.044 Bewerber in eine nach dem Berufsbildungsgesetz (BBiG) anerkannte Ausbildung ein. Das entspricht einem Anteil von 59 Prozent aller registrierten Bewerber. Die „einmündenden Bewerber“ gelten damit als versorgte Bewerber. Weiterhin als versorgt gelten diejenigen Bewerber, die ihre Ausbildungssuche bis zum 30.09. fortgesetzt haben, obwohl sie eine Alternative (z.B. Schulbildung, Berufsvorbereitungsjahr) in Aussicht haben. Dies betraf im aktuellen Berichtsjahr 188 Bewerber. Zu den versorgten Bewerbern zählen auch die 1.125 Jugendliche, die sich im aktuellen Berichtsjahr aus sonstigen Gründen aus der Berufsberatung abgemeldet haben, weil sie keine aktive Unterstützung bei der Ausbildungssuche mehr benötigten. Als unversorgt gelten zum Stand September 2011 noch 124 Bewerber. Im Vorjahr gab es zu diesem Zeitpunkt noch 284 Bewerber, die über kein Ausbildungsstellenangebot verfügten.
Die Vermittlungsbemühungen für nicht vermittelte/unversorgte Bewerber werden durch die Berater und Vermittler in der Agentur für Arbeit und den Jobcentern auch nach Ende des Berichtsjahres fortgesetzt. Eine Reihe neuer Ausbildungsangebote ergeben sich erst nach dem 30. September durch wieder freigewordene Ausbildungsplätze infolge nicht angetretener oder frühzeitig abgebrochener Ausbildungsverhältnisse. Jugendliche, die bislang noch keine Ausbildungsstelle gefunden haben, können also weiterhin Angebote erhalten, sofern sie  motiviert sind und weiterhin Kontakt zu ihrem Berater halten. 
Ausbildungsangebot
Die Lage auf dem ostsächsischen Ausbildungsmarkt wird in erster Linie von der Anzahl der gemeldeten betrieblichen Ausbildungsstellen beeinflusst. Die Angebotsseite auf dem Ausbildungsmarkt gibt Aufschluss über die Chancen der Jugendlichen, einen Beruf in der Region erlernen zu können.
Bei den Vermittlern und Berufsberatern der Agentur für Arbeit Bautzen und dem Jobcenter Görlitz-Nord wurden im aktuellen Berichtsjahr bis September insgesamt 2.273 betriebliche Ausbildungsstellen von regionalen Firmen gemeldet. Das waren 604 Stellen mehr als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Eine Reihe der Stellen, für die sich bis September diesen Jahres noch keine geeigneten Bewerber gefunden haben, wurden durch die Arbeitgeber zur erneuten Besetzung ins nächste Ausbildungsjahr freigegeben. „Unsere Arbeitsvermittler und Berufsberater haben in den vergangenen Wochen mit Hochdruck daran gearbeitet, möglichst für viele vorliegende Ausbildungsstellen passende Bewerber zu finden. Zielsetzung war, die Zahl unbesetzter Stellen so gering wie möglich zu halten, um Arbeitgeber bestmöglich bei der Fachkräftesicherung durch Ausbildung zu unterstützen. In den Monaten August bis September fanden daher in allen Geschäftsstellen der Agentur für Arbeit Bautzen Ausbildungsbörsen statt, um die Stellenangebote den Jugendlichen der Region so nahe wie möglich zu bringen. Die Börsen haben dazu beigetragen, dass nur ein Anteil von ca. 4 Prozent aller gemeldeten betrieblichen Stellen unbesetzt blieben. Arbeitgeber mussten aber auch die Erfahrung machen, dass nur bei sehr frühzeitiger Meldung der Stelle, die Chance auf den Wunschbewerber hoch ist. Eine ganze Reihe von Schülern konnte bei Arbeitgebern aber auf den zweiten Blick überzeugen, obwohl deren Noten nicht die besten Voraussetzungen boten. Für diese Fälle hält die Agentur für Arbeit eine Reihe von Unterstützungsmöglichkeiten für Arbeitgeber bereit, z.B. ausbildungsbegleitende Hilfen oder Einstiegsqualifizierungen“, so Yvonne Agsten, Bereichsleiterin in der Bautzener Arbeitsagentur.
unbesetzte Stellen
Noch unbesetzt waren am 30. September 99 betriebliche Berufsausbildungsstellen (im Vorjahr 101 Stellen). Die Ursachen dafür liegen neben anderen möglichen Gründen insbesondere darin, dass die vorhandenen Bewerber den Anforderungen oder Vorstellungen einiger ausbildenden Betriebe nicht entsprechen. Der Rückgang der Schulabgängerzahlen verstärkt diesen Trend. Die meisten der bis zum Stichtag noch unbesetzten Ausbildungsstellen* gab es in den Berufen Restaurantfachmann mit 13 Stellen, Zerspanungsmechaniker mit 10 Stellen, Koch mit 9 Stellen, Verfahrensmechaniker Kunststoff- und Kautschuktechnik mit 5 Stellen, Verkäufer mit 5 Stellen, Kaufmann für Versicherungen und Finanzen mit 4 Stellen, Industriemechaniker mit 3 Stellen, Mechatroniker mit 3 Stellen sowie Friseur mit 2 Stellen.  Weitere Stellen verteilen sich auf die übrigen Berufe, ohne daraus grundsätzlichen Trends ableiten zu können. 
Stellen nach Berufen
Bei der Arbeitsagentur Bautzen und dem Jobcenter Görlitz-Nord gab es im Berichtsjahr 2010/2011 die meisten Angebote an gemeldeten betrieblichen Ausbildungsstellen* für die Berufe Verkäufer (174 Stellen), Koch (141), Kaufmann im Einzelhandel (136), Restaurantfachmann (100), Bürokaufmann (85), Maschinen- und Anlagenführer (77), Zerspanungsmechaniker (73), Elektroniker Energie- und Gebäudetechnik (72), Konstruktionsmechaniker (60) und Landwirt (55).
(* Aus Vereinfachungsgründen wurde nur die männliche Schreibweise gewählt)
Benachteiligte
Als Ausbildung  in außerbetrieblichen Einrichtungen förderte die Agentur für Arbeit Bautzen insgesamt 105 Ausbildungsplätze, die im August letzten Jahres bis Jahresende 2010 für benachteiligte Jugendliche und Rehabilitanden begonnen haben. Im Jahr 2011 haben bislang 68 Teilnehmer eine solche Werkerausbildung bzw. eine Berufsausbildung in außerbetrieblichen Einrichtungen angefangen. 
Berufswünsche nach Geschlecht
Die Berufswahl ist nach wie vor geprägt von geschlechterspezifischen Wünschen und Vorstellungen und ist bei Mädchen und Jungen unterschiedlich. Die bei weiblichen Bewerberinnen fünf am meisten nachgefragten Ausbildungsberufe waren im Agenturbezirk Bautzen Verkäuferin (174 Bewerberinnen), Bürokauffrau (120), Kauffrau im Einzelhandel (98), Friseurin (59) und Medizinische Fachangestellte (58). Bei den Jungen standen die Berufe Koch (98 Bewerber), Kraftfahrzeugmechatroniker (97), Industriemechaniker (92),   Fachlagerist (70) und Tischler (66) am höchsten in der Gunst bei den Suchwünschen. Nicht immer lassen sich die Hauptwünsche der Bewerber tatsächlich realisieren, da das Angebot an Ausbildungsstellen mit den Wünschen selten vollständig übereinstimmt. Berufliche Alternativen in die Ausbildungsstellensuche einzubeziehen ist daher oft eine Notwendigkeit.
Bewerber nach Schulabschluss
Von den 3.481 Jungen und Mädchen, die im aktuellen Berichtsjahr bei der Arbeitsagentur Bautzen und den Grundsicherungsträgern gemeldet waren, beendeten insgesamt 2.395 Bewerber eine allgemeinbildende Schule und 826 Bewerber eine berufsbildende Schule. Immerhin 87 Personen ließen sich nach dem Besuch einer Hochschule als Bewerber registrieren.1.507 Bewerber (43,3 Prozent) verfügten über einen Realschulabschluss. 970 Bewerber (27,9 Prozent) konnten einen Hauptschulabschluss vorweisen. Über die allgemeine Hochschulreife verfügten 11,2 Prozent der Bewerber (391 Personen). 207 der registrierten Bewerber (5,9 Prozent) gelangten nicht zu einem Schulabschluss.
 
 
 
© Presse Info 172-2011 vom 07.11.2011 der Agentur für Arbeit Bautzen
 
 

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