Asylbewerber kommen ohne Unterstützung nur schwer in
Arbeit oder Ausbildung
Der Landkreis Görlitz und die Arbeitsagentur Bautzen
arbeiten deshalb eng zusammen
Asylbewerber kommen ohne Unterstützung nur schwer in Arbeit oder
Ausbildung. Deshalb stehen die Leiter des kommunalen Jobcenters und des
Ordnungsamtes im Landkreis Görlitz sowie der Chef der Agentur für Arbeit
Bautzen seit sechs Monaten in engem Kontakt. Ziel der Abstimmungen ist es, die
Zusammenarbeit zu koordinieren und gemeinsame Projekte auf den Weg zu bringen.
Bei ihrem Treffen am 10. März 2016 ziehen sie Bilanz.
„Gemeinsam tun wir alles dafür, die geflüchteten Menschen in Arbeit oder
Ausbildung zu integrieren. Doch das braucht Zeit. Grundvoraussetzung für eine
Arbeit oder Ausbildung ist das Erlernen der deutschen Sprache. Die
Arbeitsagentur hat ab November 2015 zusätzliche Sprachkurse finanziert und
damit auf die gestiegene Zahl an Flüchtlingen reagiert. Die vorhandenen
Sprachkursangebote reichten nicht mehr aus. Wir haben schnell und
unbürokratisch geholfen“, so Thomas Berndt, Vorsitzender der Geschäftsführung
der Agentur für Arbeit Bautzen.
„Diese Initiative haben wir sehr begrüßt und deshalb in Abstimmung mit
der Arbeitsagentur Bautzen umfangreiche Sprachkurse organisiert. Es war uns
allen wichtig, dass die Lehrgänge so schnell wie möglich starten konnten mit
maximalen Teilnehmerzahlen. Wir wollten keine Zeit verlieren“, ergänzt Dr. Elke
Glowna, Leiterin des Ordnungsamtes im Landkreis Görlitz.
„Es bestand die Möglichkeit,
dass Menschen aus Syrien, Eritrea, dem Irak und
dem Iran an den Deutschkursen der Arbeitsagentur Bautzen im Landkreis Görlitz
teilnehmen. Seit November besuchen rund 600 Menschen aus diesen Ländern die von
der Agentur für Arbeit finanzierten Deutsch-Kurse“, so Dr. Elke Glowna weiter.
Die Teilnehmer erlernen in acht Wochen Grundkenntnisse, damit sie sich im
Alltag in Deutsch verständigen können. Damit sollen die Asylbewerber unterstützt
werden, bei denen die Erteilung eines Aufenthaltstitels zu erwarten ist.
„Uns ist bewusst, dass Sprachgrundkenntnisse alleine in vielen Fällen
nicht ausreichen werden, um eine Arbeit oder gar eine Ausbildung aufnehmen zu
können. Es müssen sich weitere Ausbildungskurse anschließen“, stellt Dr. Elke
Glowna klar.
„Die Sprache ist einer von mehreren Bausteinen auf dem Weg bis zur
erfolgreichen Integration. Wir wissen meistens so gut wie nichts über die
tatsächlichen Fähigkeiten und Fertigkeiten der geflüchteten Menschen“, weist
Thomas Berndt hin. Die wenigsten können Abschlüsse, Zertifikate und Zeugnisse
vorweisen. Ausbildungen und Qualifikationen in den Heimatländern der
Flüchtlinge sind oft nicht mit denen in Deutschland vergleichbar.
„Die Arbeitsagentur Bautzen führt deshalb Maßnahmen durch, um die Stärken
und beruflichen Kompetenzen zu identifizieren sowie berufsbezogene
Deutschkenntnisse zu vermitteln. Im Anschluss wissen meine Mitarbeiter genau,
wie sie die Flüchtlinge weiter unterstützen können. Schnelle Erfolge dürfen wir
trotzdem nicht erwarten. Für eine erfolgreiche Vermittlung können weitere
Förderleistungen notwendig sein, zum Beispiel Qualifizierungen und
Eingliederungszuschüsse“, resümiert Thomas Berndt.
Thomas Berndt möchte vorhandene Ängste und Befürchtungen nehmen,
Flüchtlinge könnten stärker unterstützt werden, als Arbeitslose: „Meine
Mitarbeiter werden den Fokus weiterhin auf diejenigen richten, die auf
Unterstützung angewiesen sind. Dazu gehören neben Flüchtlingen insbesondere Langzeitarbeitslose,
Menschen mit Handicap, Rehabilitanden, Geringqualifizierte und Jugendliche. Für
das Jahr 2016 hat die Agentur für Arbeit Bautzen rund 22 Millionen Euro zur
Eingliederung in Arbeit und Ausbildung eingeplant. Um die Beschäftigungschancen
arbeitsloser Flüchtlinge zu erhöhen, hat die Agentur für Arbeit Bautzen weitere
rund 1,3 Millionen Euro eingeplant.“
Die Arbeitsagentur Bautzen
wird die geflüchteten Menschen in vielen Fällen nicht alleine in Arbeit bringen
können. Denn sie ist insbesondere für die Personen zuständig, deren Asylantrag
noch nicht entschieden wurde. Sobald der Flüchtling das Aufenthaltsrecht erhält
und noch keine Arbeit hat, ist das kommunale Jobcenter des Landkreises Görlitz
für die weitere Betreuung zuständig.
„Ich rechne in diesem Jahr
mit 500 bis 800 Neuzugängen“, so Eberhard Nagel, Betriebsleiter des Jobcenters
im Landkreis Görlitz. „Der Zuständigkeitswechsel von der Arbeitsagentur zum
Jobcenter darf kein Hindernis im Integrationsprozess darstellen. Deshalb stehen
Herr Berndt, das Ordnungsamt und ich im engen Austausch“, so Eberhard Nagel
weiter.
Eberhard
Nagel stellt außerdem klar, dass die Flüchtlinge keine Konkurrenz für
Arbeitslose sind: „Rund jeder fünfte Beschäftigte in unserer Region ist 55
Jahre und älter. In den nächsten Jahren werden mehr Personen in Altersrente
gehen, als junge Menschen nachkommen. Bereits jetzt wird es in einigen Berufen
schwieriger, für freie Stellen passende Bewerber zu finden. Deshalb müssen zur
Fachkräftesicherung alle vorhandenen inländischen und ausländischen Potenziale
ausgeschöpft werden. Zukunftsorientierte Ausbildung, verstärkte betriebliche
Weiterbildung und hohe Erwerbsbeteiligung von Frauen und Älteren sichert den
Unternehmen ihre Fachkräfte. Meine Mitarbeiter geben jedem die Unterstützung,
die er benötigt – unabhängig von seiner Herkunft. Jeder Mensch braucht eine
Zukunftsperspektive.“
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